Leseprobe aus „Amors Kriegerin“: Die Begegnung

Diese Leseprobe stammt aus der ersten Story des Rauschengels. Darin erzählt die Powerfrau Lara über ihre schicksalshafte Begegnung mit Jimmy, dem Mitglied einer Rocker-Vereinigung.

Der Text ist eine Vorabversion und noch nicht professionell lektoriert.

Ich sah dich zum ersten Mal an einem warmen Juliabend, als du auf deiner Harley vor dem Holy Twister aufgetaucht bist. Vicky, Eliza und ich waren auf unserer Tournee durch die Bad-Taste-Locations der Stadt in eure Biker-Kneipe gepilgert, um unseren geschulten Augen ganz besondere Perlen der modischen Geschmacksverirrung zu kredenzen. Aus heutiger Perspektive betrachtet, könnte ich deswegen im Boden versinken. Aber vermutlich hatte die über Wochen anhaltende extreme Hitze ein paar Verbindungen in unserem medialen präfrontalen Kortex zum Schmelzen gebracht und uns drei Edel-Tussies so auf unheilige Wege geleitet.

Den Abend saßen wir also aufgebrezelt bis zum Geht-nicht-mehr in dem Biergarten eurer Stammkneipe und machten uns ausgiebig über das anwesende Publikum lustig. Outfits, Hairstyles, Accessoires und soziales Verhalten der Zielpersonen wurde strengstens von uns beäugt, analysiert und benotet und kein Detail entging unseren Argusaugen. Peinlicher geht es eigentlich nicht…
Bis zu deinem Eintreffen war alles nach Plan verlaufen und unsere Stimmungskurve hatte Dank der zahlreichen Opfer und unseres Alkoholkonsums bereits eine Schwindel erregende Höhe erreicht. Doch dann kamst Du und prompt lief alles aus dem Ruder.

Deine Maschine machte einen solch gewaltigen Lärm, dass alle Anwesenden neugierig die Köpfe drehten. Auch wir drei Mädels verrenkten uns auf unseren Stühlen, um besser sehen zu können. Während du das Motorrad mit dem typischen Einparkmanöver neben den anderen monströsen Zweirädern an der Bordsteinkante zum Stehen brachtest, versuchte ich einen genauen Blick auf dich zu werfen. Ich wollte die Erste sein, die einen bitterbösen Spruch über dein Aussehen reißt und holte tief Luft, um loszulegen. Aber kaum hattest du dich vom Sattel erhoben, verschlug es mir die Sprache.
An dir war wirklich alles schwarz. Von dem Motorrad, bis zur Kleidung. Wie bei allen anderen, die mit ihrem eisernen Schlachtross vorgefahren waren, konnte man dein Gesicht nicht sehen, weil du dich mit einer schwarzen Sonnenbrille und einem Tuch maskiert hattest. Du sahst aus, wie eine Mischung zwischen dem Schwarzen Ritter und einem Schurken aus dem Wilden Westen.
Dein sehr körperbetontes Outfit ließ allerdings keinen Zweifel daran aufkommen, dass deine Figur echte Augenschmaus-Qualitäten besaß. Deine muskulösen, braungebrannten Arme, die Dank dem kurzärmeligen T-Shirt gut zur Geltung kamen, dein beeindruckend athletischer Körperbau mit breiten Schultern und deine groß gewachsene Statur ließen mein Frauenherz gleich höher schlagen. Die zahllosen Tattoos auf deinen Armen und deinen langen geflochtenen Zopf überging ich vorerst großzügig.

Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her, um dich besser sehen zu können und wartete ungeduldig darauf, dass du dich deiner Biker-Maskierung entledigst. Vicky bemerkte meine Neugier und verpasste Eliza einen Knuff in die Seite. „Guck mal, Lara kippt gleich aus den Stilettos, wegen dem Lederboy“.
Ich ignorierte Vickys Stichelei und versuchte dich nicht aus den Augen zu verlieren, denn einige der besonders fies aussehenden Biker gingen zu dir rüber, um dich lautstark und schulterklopfend zu begrüßen. Angesichts der finsteren Typen mutmaßte ich, dass du trotz der schicken Figur nicht in mein Beuteschema passen würdest und wollte mich schon enttäuscht abwenden, doch unter Helm, Dreieckstuch und Sonnenbrille kam ein so hinreißendes jungenhaftes Gesicht mit einem so umwerfenden Lächeln zu tage, dass ich bei dem Anblick wirklich beinahe aus den Louboutins gekippt wäre.
Deine fast schwarzen Augen mit den dichten Wimpern, die schön geschwungenen Augenbrauen, der sinnliche Mund, die prägnante Nasenform und das Grübchen am Kinn waren einfach zu schön für einen finsteren Biker. Trotz des verwegenen Dreitagebartes hatte dein Gesicht einen femininen Touch, was ich in der Gesamtkonstellation atemberaubend sexy fand.
Mit einer eleganten Geste zogst du deine kurzen, fingerlosen Wildlederhandschuhe aus und öffnetest dein Haarband, um deine fast schwarzen Locken auszuschütteln. Ich war wie vom Donner gerührt.

„Der ist doch schwul…“, meinte Eliza provozierend.
„Nein“, kam es von Vicky, „guck dir an, wie er seine Haare schüttelt und dabei abcheckt, ob er gesehen wird. Er ist ein totaler Macho.“
„Dann ist er halt ein schwuler Macho… hi, hi, hi…“ Vicky und Eliza kicherten wie kleine Schulmädchen.
Ich wollte nicht, dass sie über dich lästern und sagte: „Ihr habt doch keine Augen im Kopf, Mädels. Der Typ ist `ne Wucht.“
Vicky legte ihre Hand auf meine Stirn und machte ein besorgtes Gesicht. „Lara hat hohes Fieber und muss sofort in medizinische Behandlung, Schwester Elizabeth“, sagte sie und musste sich vor Lachen biegen. Ich fand das völlig daneben und konzentrierte mich lieber auf deinen erfreulichen Anblick.
So ein besonderes Exemplar wie du war mir noch nie unter die Augen gekommen. Ich fragte mich umgehend, wie sich ein so schöner Mann mit einem so fantastischen Lächeln und perfekten Zähnen in Bikerkreisen aufhalten kann. Warst du ein Zahnarzt in Verkleidung? Harley fahrende Zahnärzte gibt es ja nicht gerade wenige.

Weil Vicky und Eliza im Zwiegespräch vertieft waren, unterzog ich dein Outfit noch mal einer genaueren Inspektion und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass du Geschmack und Stil hast. Deine enge Weste aus edlem Antikleder, die wie eine Corsage seitlich geschnürt war, betonte deinen schlanken Oberkörper und die breiten Schultern, die schmal geschnittene schwarze Lederhose ließ deinen knackigen Hintern und deine langen Beine zur Geltung kommen. Die verschiedenen silbernen Schmuckstücke, die du an schwarzen Lederbändern um die Handgelenke und den Hals geschlungen trugst, glänzten mit der riesigen silbernen Gürtelschnalle im Licht der Abendsonne um die Wette. Auch deine schweren Bikerboots waren eindeutig nicht aus dem Schnäppchenmarkt. Wow! War ich beeindruckt!

Unweigerlich verspürte ich den Drang, dem Geheimnis deiner Erscheinung auf den Grund zu gehen. Und weil ich nun mal eine Frau der Tat bin, begann ich auch umgehend mit der Planung eines Eroberungsfeldzuges, in den ich meine Mädels einbinden wollte. Allerdings kam das bei Vicky und Eliza gar nicht gut an. Durch mein Interesse an dir war aus unserem Bad-Taste-Abend plötzlich ein Bad-Reality-Abend geworden und das wollten die Zwei nicht hinnehmen.
„Du kannst dich doch nicht im Ernst für einen langhaarigen Rocker interessieren, Lara…“, kam es von Vicky, die in ihrer Handtasche zu wühlen begann als ob sie da eine Erklärung für mein Verhalten finden würde.
Eliza fixierte dich und deine Gruppe aus finsteren Kerlen mit herablassender Miene und sagte: „Er ist ja wirklich schnuckelig gebaut, aber dieses peinliche Outfit … und erst diese Typen, mit denen er sich abgibt… Ey, Lara, spinnst du jetzt total…?“
„Danke!“, dachte ich, „Wenn man euch schon mal braucht…“. Ich ließ die rhetorische Frage von Eliza unkommentiert und schmollte in mich hinein.

Möglichst unauffällig beobachtete ich dich und deine Kumpanen, während ihr abwechselnd irgend welche Geschichten zum Besten gabt und euch gegenseitig in Lautstärke und Gestik zu übertrumpfen versuchtet. Dabei entging mir nicht, dass sich diverse Frauen um deine Aufmerksamkeit bemühten. Im nächsten Moment hängte sich eine langhaarige, krass tätowierte Rockerbraut im Ledermini an deinen Hals und strahlte dir ein verführerisches Lächeln entgegen. Da du mit dem Rücken zu mir standest, konnte ich nicht in deiner Mimik lesen, hoffte aber, dass du nicht auf so eine unkultivierte Anmache reinfallen würdest. „Doofe Tussi“, grollte ich und suchte die Szenerie nach einer Stelle ab, an der ich meinen eigenen Hebel zu deiner Eroberung ansetzen konnte. Doch ich wurde nicht fündig. Es war klar, dass es etwas Lara-typisches sein musste. Cool und sexy. Auf keinen Fall wollte ich mir zwischen den ganzen Proleten eine Blöße geben und dich einfach ansprechen. Ihr hättet euch wahrscheinlich über mich lustig gemacht und darauf konnte ich gerne verzichten.

Vicky und Eliza fielen als Unterstützung aus. Sie wollten einfach nicht wahr haben, dass ich mich für eine unserer Zielscheiben interessierte. Außerdem war ein Rocker wirklich weit unter ihrem Niveau. Und wenn ich ehrlich bin, auch unter meinem. Aber ich hatte eindeutig Schmetterlinge im Bauch und die dusseligen Dinger hielten mich davon ab, den Abend wie geplant fortzusetzen.
Um die Stimmung ein bisschen zu retten, versuchte ich noch ein letztes Mal die Mädels auf meine Seite zu ziehen, aber Vicky strafte meine Bemühungen sofort mit ein paar fiesen Bemerkungen ab und Eliza blieb bei ihrer Solidarität mit der Lästerzunge. Also ging ich dazu über, für kontinuierlichen Nachschub an alkoholischen Getränken zu sorgen und zu hoffen, dass mir wenigstens Amor helfen würde. Doch der kleine fette Bursche dachte nicht daran. Wahrscheinlich lag er volltrunken irgendwo mit einem Haufen nackter Mädels am Teich und schoss mit seinen Pfeilen um sich. So ließ der richtige Moment für einen Frontalangriff auf deinen Luxuskörper weiterhin auf sich warten und mein Frustlevel stieg im selben Maße wie der Alkoholpegel.

Kurz nach Mitternacht drängten Vicky und Eliza schließlich zum Aufbruch. Ich war aber nicht bereit, die Szenerie ohne meine Beute zu verlassen und bemühte mich, Argumente zum Bleiben zu finden. Die Laune der beiden Gefährtinnen war jedoch so dermaßen im Keller, dass sie mich schließlich vor die Wahl stellten, mit ihnen ins First Move zu wechseln oder alleine zurück bleiben zu müssen.
Zu ihrem völligen Entsetzen beschloss ich zu bleiben. Vicky mochte immer noch nicht glauben, dass ich an Geschmacksverirrung erkrankt war und sagte was von „ausgerechnet so ein selbstverliebtes Machoarschloch…“. Eliza erklärte mir, dass ich doch viel zu schade für so einen Typen wie dich wäre. „Du hast gar nicht genug Tattoos und Piercings um für den interessant zu sein, Süße“, belehrte sie mich.
Wie auch immer, mein Entschluss stand fest, und so blieb meinen Freundinnen nichts anderes übrig als ein Taxi zu rufen und sich ohne mich auf den Weg zu machen. Mein Verhalten war ihnen absolut unerklärlich und ehrlich gesagt ging es mir nicht viel anders. Ich war noch niemals so auf einen Mann angesprungen und hatte es üblicherweise auch nicht nötig, den ersten Schritt zu machen. Mein Erscheinen reichte grundsätzlich aus, um die Männer Schlange stehen zu lassen. Doch plötzlich wollte ich einen Kerl erobern, der sich scheinbar nicht im geringsten für mich interessierte. Vernebelte der Alkohol meine Sinne? Hatte das schändliche ablästern über Biker einen Voodoo-Zauber ausgelöst, sodass ich für den Rest meines Lebens beim Anblick von Muskeln, Tattoos und Lederklamotten Herzflattern bekommen würde…??

Schließlich kam das Taxi meiner Freundinnen und sie ließen mich kopfschüttelnd mit einem ordentlichen Alkoholpegel und einer schier unlösbaren Aufgabe zwischen einem Haufen Biker zurück.