Leseprobe aus „Falsche Götter“

Diese Leseprobe entstammt aus der zweiten Story des Rauschengels. Der Hauptdarsteller Jimmy berichtet darin aus seinem Leben als Outlaw und resümiert über die Begegnung mit seiner großen Liebe Lara.

Der Text ist eine Vorabversion und noch nicht professionell lektoriert.

In der Ferne sind ein paar amerikanische Motoren zu hören. Scheinwerfer nähern sich dem Clubhaus. Es sind nur fünf Bikes. Kommt, meine Kinderlein, kommt nur alle nach Hause, damit Bruder Jimmy euch den Arsch aufreißen kann…

Verdammt. Was mache ich hier eigentlich? Ich könnte längst drin sein und es hinter mich bringen; egal wie viele von ihnen da sind. Ich könnte die Sache auch abblasen. Könnte untertauchen, dich sitzen lassen und für alle Zeiten verschwinden, Lara. Aber was dann? Sie finden mich auch am Nordpol. Und mir entgeht meine letzte Chance auf einen gelungenen Auftritt. Ich wollte schon immer mal wie Arnie ganz alleine ein paar Leute aufmischen. Hatte allerdings nicht meine Brüder dafür eingeplant – eher ein paar Hurensöhne von der Konkurrenz. Oder ein paar Bullen…

Draußen ist es windig. Wolken ziehen eilig am Nachthimmel vorüber. Dazwischen wird der Mond sichtbar. Was für ein majestätischer Anblick. Eine schmale, silberne Sichel steht da hochnäsig am Himmel und schert sich einen Scheißdreck darum, was hier vor sich geht. Die ganze verdammte Welt dreht sich einfach weiter, als würde nichts geschehen. Du hast gerne den Mond betrachtet. Wir haben ihn zusammen betrachtet. Ich bin ein gottverdammtes Weichei…

Mich fröstelt es, doch den fetten V8 anwerfen um heizen zu können, kommt nicht infrage. Hätte ich mal lieber ein Modell mit Standheizung importiert. Zwar kann man das Motorengeräusch drüben im Clubhaus wahrscheinlich nicht hören, aber ich habe mich gerade mit dem Rauschen des Windes angefreundet. Der pfeift durch die Bäume und spielt mit den Blättern. Ich muss dringend eine Zigarette rauchen und frische Luft schnappen. Eigentlich eine schwachsinnige Kombination, doch ich habe nur noch kurze Zeit zu leben, da muss ich möglichst viel zeitgleich erledigen.

Also, raus aus der Blechkiste.
Der Waldboden ist weich.
Die Luft riecht gut.
Der Tabak schmeckt.

Meine letzte Zigarette? Nein, ich will noch nicht. Ich brauche noch Zeit. Ein Blick zum Clubhaus. Zwischen mir und dem ehemaligen Fabrikgebäude stehen nur noch ein paar Reihen Bäume, danach ist offenes Feld. Irgendwelches Grünzeug wiegt sich im Wind. Schatten bewegen sich überall. Nächtliche Schatten sehen irgendwie immer gespenstisch aus.

Hinter mir liegt der schmale Waldweg, auf dem ich meinen Ram in Millimeterarbeit hier her manövriert habe. Ich kann nicht wenden und nicht zurück fahren – es geht nur nach vorne. Welch eine Metapher auf meine Situation. Hoffentlich kommt jetzt nicht irgend so ein Waldschrat in Funktionskleidung und hetzt seinen Deutsch Drahthaar auf mich. Ich brauche alle 19 Schuss für meine lieben Brüder. Und meine eigene Hirnmasse, natürlich.