Das Eisenschwein: meine BUELL X1

Mein Eisenschwein aus Milwaukee war das beste, was mir an Moppeds unter den Hintern gekommen ist. Während viele Motorradfahrer ihre Maschine nach Aspekten der Zuverlässigkeit, den Wartungsintervallen, der Sicherheit und dem Handling aussuchen, wollte ich einfach nur Krach, Drehmoment und Abenteuer.

Meine Suche nach dem perfekten Therapiefahrzeug

Mein erstes Motorrad war natürlich was zum üben – eine Trial Suzuki mit 125 ccm. Das war noch in England, wo ich mit zarten 18 Jahren als Au-pair in Plymouth lebte und mir ein Freund das ausrangierte Alteisen mit guten Flugeigenschaften geschenkt hat.

Zwölf Jahre, zig Unfälle, Prellungen, Schürfwunden und eine Führerscheinprüfung später, kaufte ich mir mein erstes Mopped in Deutschland. Es war eine Yamaha TDM 850. Ein tolles Fahrzeug mit Zweizylinder und dem gewissen Etwas – aber halt ohne Sexappeal, weil zu leise und zu geschmeidig. Ich fand zwar Harleys toll, wollte aber ordentlich die Kurven kratzen und nicht cruisen. Außerdem hatte ich nicht das nötige Kleingeld, um beim Harley-Händler auch nur „Guten Tag“ sagen zu dürfen. Also bretterte ich nichtsahnend mit meinem Reiskocher durch die Lande und genoss die Aussicht.

Heißes Eisen aus Amiland

Ein knappes Jahr nachdem ich meine TDM gekauft hatte, trat ein BUELL-fahrender Lover in mein Leben. Weil die alten BUELLs nicht den Ruf von Zuverlässigkeit inne hatten, lästerte ich über sein Monstrum aus vibrierendem Eisen, doch war ich höllisch neidisch auf den Sound und die Kraftentfaltung. Der Bursche hat mich seine S1 auf unserer ersten gemeinsamen Ausfahrt mal ein paar Kurven durch die Rühler Schweiz dröhnen lassen – wahrscheinlich um mich rumzukriegen.

Die Beziehung zu dem BUELL-Rider hat leider kürzer gehalten als der Original-Motor seines Eisenhaufens, doch ich mochte meine TDM danach nicht mehr so sehr. Als ich dann im Sommer 2001, bei einem Treffen der Mopped-Szene aus Hannover und Umgebung, einen Bekannten mit seiner nagelneuen schwarzen X1 mit Vance & Hines-Endtopf traf, war es um mich geschehen. Ich hatte kurz vorher einen recht gut bezahlten Auftraggeber an Land gezogen und fühlte mich bereit, bei Harley-Korte die Nase in die BUELL-Abteilung zu stecken. Aber vorher musste ich etwas erledigen: ich bin zum Yamaha-Händler geeilt und habe meine TDM zurückgegeben.

Es war eine viel zu kurze Liebe

Ich kaufte die X1 und steckte eine Menge Geld in Umbauten: Racing-Fußrasten von X-Race-Ralf, Superbike-Lenker, Kellermann-Blinker vorne und hinten, Umbau auf kurze Übersetzung mit schick gefrästem Pulley, Vance & Hines-Auspuff, windschlüpfrige, kleine Rückspiegel, in denen man fast nix sehen konnte. Die schwarze Lackierung hatte BUELL-Volker schon machen lassen, bevor ich die Dame abgeholt habe.

Die X1 und ich hatten eine verdammt gute Zeit zusammen. Zwar bin ich aufgrund meiner geisteskranken Fahrweise häufig in hohem Bogen von der Straße geflogen, doch sind mir und der X1 größere Kollateralschäden erspart geblieben. Nebenbei bemerkt, habe ich auch immer drauf geachtet, keine anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Ehrenwort. Aber der Sound und die Performance meiner Maschine war einfach der Wahnsinn und ich fühlte mich auf ihr wie im siebten Himmel. Es hätte immer so weiter gehen können – auch wenn meine Freunde der Meinung waren, dass es aufgrund meiner Fahrweise nicht mehr lange gut gehen würde.

Das jähe Ende kam im Jahr 2004, als mein finanzieller Untergang einen Verkauf meiner Geliebten unumgänglich machte. Seit dem trauere ich ganz fürchterlich. Neben meinem Puschen, war diese schwarze, brutale, wunderschöne BUELL X1 Lightning meine wahre Liebe. Seit ihr habe ich auch keine Maschine mehr besessen, denn jeder Schritt in Richtung eines neuen Wuthockers ging in die Hose. Ich unternahm den Versuch, eine Yamaha MT-01 zu kaufen und scheiterte an ihrer mangelhaften Kurven-Tauglichkeit, ich schrottete eine Ducati Diavel bei der Probefahrt, weil ein Dragster nun mal auch kein Kurvenmonster ist. Es wird nie wieder eine wie meine X1 geben. Sie und mein Hintern waren ein perfektes Paar.

Allerdings liebäugele ich mit einer gut erhaltenen BUELL S1 Lightning. Man darf ja träumen.

Fotos meiner X1, auf der Custombike 2003

Meine X1 auf der Custoumbike in Bad Salzuffeln, Okt. 2003 ©unbekannt
Ich und meine X1 auf der Custoumbike in Bad Salzuffeln, Okt. 2003 ©unbekannt