Achtung Spoiler: Takeout #2

Logischerweise hätte ich mir inzwischen einige Dinge zusammenreimen können; angefangen bei den unheimlichen Mafiosi-Typen, die ich bei dir traf, über die Tatsache, nie unangemeldet bei dir auftauchen zu dürfen und dein regelmäßiges Verschwinden, bis hin zu dem Hinweis auf deine frühe „Karriere“ als Schulhof-Dealer, waren die Indizien doch ziemlich eindeutig. Ich hatte wohl einfach Angst, dahinter könnte mehr stecken, als ich wahrhaben wollte.

Ich mochte das Bild, das ich von dir als Mensch gewonnen hatte, nicht dadurch zerstören dass ich dich als Schwerverbrecher sah. Ich wollte weiter daran glauben, dass du im Grunde deines Herzens ein wirklich feiner Mensch bist und lediglich durch deine Lebensumstände etwas auf die „Schiefe Bahn“ geraten bist. Du warst aus meiner Sicht einfach zu tiefsinnig und intelligent, um dich in größere kriminelle Machenschaften zu verwickeln. Dass Intelligenz allein einen ab einem gewissen Punkt nicht davor bewahrt, sich tiefer zu verstricken, war mir damals nicht klar.

Ich merkte natürlich, dass du manchmal extrem angespannt warst. Es schien sogar so, als ob sich deine Anspannung im Laufe der Wochen stetig erhöhte. Doch wenn wir zusammen waren, schien diese Anspannung manchmal von dir abzufallen. In meinen Augen warst du einfach ein sehr ernsthafter Mensch. Du hattest zwar dieses umwerfend charmante Lächeln, das mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen war, aber du gingst damit sehr sparsam um. Oft sah es für mich so aus, als ob du in deinem Inneren wahre Kämpfe ausfechtest. Ich schob es auf unsere seltsame Situation. Ich dachte, du willst dir im Klaren darüber werden, ob du dich mir ganz hingibst – und wenn ja, wann der richtige Zeitpunkt ist.

Was wirklich dahinter steckte, erfuhr ich ja erst, als die Welt in Flammen stand.